Gründungsurkunde
								
						
						Vereinschronik 1901 - 2001
Am 4.
						April 1901, so ist aus der Chronik zu entnehmen, wurde auf Anregung der Herren
						Bezirksamtman v. Stachelhausen und Assessor Dr. Wegele, der Lokal- und
						Obstbauverein Alzenau gegründet.
						
						Erster
						Vorsitzender war Peter Anton Hufnagel.
Diese Männer hatten es
						sich zur Aufgabe gemacht, den Obstbau der ja in Unserer Heimat eine
						Haupteinnahmequelle war, weiter auszubauen und nutzbringender zu machen. In
						vielen Versammlungen, Vereinsfesten usw. wurde immer wieder der Wunsch von
						Rednern ausgesprochen, dass die Sitte des Pflanzens eines Baumes bei der
						Hochzeit oder bei der Geburt eines Kindes immer mehr Anhänger finden möge. Man
						empfahl nicht nur das pflanzen von Obstbäumen, sondern unterrichtete auch die
						Mitglieder in Versammlungen und Kursen über Schnitt, Düngung und
						Schädlingsbekämpfung, so wie das Lagern von 0bst.
						
						lm
						Jahre 1909 übernahm Herr Peter Josef Trageser den Vorsitz des Vereins. Ein Mann
						voller Idealismus, der es verstand seinen Mitgliedern alles Wissenswerte über
						die Pflege der Obstbäume zu vermitteln. Der Erfolg blieb nicht aus. Bei der
						Generalversammlung im April 1914 regte man die Abhaltung eines 0bstmarkes in
						Alzenau an, denn zu dieser Zeit standen im Bezirk ca. 123 000 Obstbäume im Ertrag.
						
						Die bitteren
						Ereignisse des 1. Weltkrieges machten allerdings so manchen Plan zunichte. In
						dieser Zeit empfahl die Vorstandschaft die verstärkte Anpflanzung von
						Frühgemüse und Kartoffeln, um die Ernährung der Bevölkerung zu verbessern. Auch
						alles brachliegende Gelände sollte bebaut werden.
						
						Nach dem Kriege setzte
						sich Bürgermeister Pfaff für die Einstellung von Herrn Gold als Bezirksbaumwart
						ein. Zusammen mit dem Vorsitzenden Herrn Peter Josef Trageser folgte jetzt eine
						Zeit reger Vereinstätigkeit.
						
						Jahre
						des Währungsverfalls kamen, sie gingen auch am 0bstbauverein nicht spurlos
						vorbei. Versammlungen wurden nur in dringenden Fällen abgehalten um die
						wichtigsten Vereinsangelegenheiten zu besprechen. Auch konnte der Verein seinen
						Mitgliedern keine Vorteile mehr bieten, da die Beiträge bis zum Einzug
						gegenstandslos waren. Es war eine Zeit wirtschaftlicher Not, nicht nur für den
						einzelnen, sondern auch für den Verein. Erst im Jahre 1924, nachdem wieder
						stabilere Geldverhältnisse herrschten, lebte auch die Vereinsarbeit wieder auf.
						Es wurde jetzt der Beschluss gefasst eine Obstkelter anzuschaffen, dazu
						leisteten die Mitglieder einen einmaligen Beitrag von 5.- DM und konnten so die
						Kelter ohne weitere Abgaben benutzen.
						
						In der
						Generalversammlung vom 8. Februar 1925 wurde auf Antrag des Herrn Gold ein
						Gemeinde-0bstsortiment von Anbauwürdigen Sorten aufgestellt damit die vielen
						Lokal-Sorten, die den Absatz erschwerten, allmählich verschwinden sollten.
						
						Das
						Jahr 1926 stand im Zeichen des 25-jährigen Vereinsjubiläums. Gefeiert wurde
						dieses Fest am 19. März im Saale der Gastwirtschaft zum "Fränkischen Hof“
						
						Dem
						Kahltalboten vom 20. März war zu entnehmen, dass eine große Anzahl von
						Gratulanten dem Obstbauverein Alzenau alles Gute wünschte. Der langjährige
						Schriftführer des Vereins, Herr Ignaz Götz, gab in seiner Festrede einen
						ausführlichen Bericht von der Tätigkeit des Vereins in den vergangenen 25
						Jahren. In der nun folgenden Zeit, so konnten wir immer wieder aus den alten
						Protokollbüchern lesen, standen die Namen des 1. Vorsitzenden Peter J. Trageser
						und Bezirksbaumwart Gold im Mittelpunkt des Geschehens.
						
						Beide
						standen den 0bstzüchtern stets mit Rat und Tat zur Verfügung. Nur so ist es zu
						erklären, dass die Mitglieder selbst in einer Zeit großer wirtschaftlicher Not
						dem Verein die Treue hielten.
						
						Nach
						Beendigung des zweiten Weltkrieges, der ganz Europa in namenloses Elend
						stürzte, begann auch wieder die Aufbauarbeit im 0bstbauverein. An der Spitze
						stand jetzt Herr Heinrich Reinhart und später Servatius Sattler. Bemerkenswert
						war nun, mit welcher Begeisterung die Arbeit fortgesetzt wurde. Baumspritzen
						wurden verliehen, Pflanzen und Saatgutbestellungen vorgenommen. Diese
						Aufbauarbeiten setzten sich dann unter dem Vorsitz von Herrn Karl Trageser
						fort.
						
						lm
						Januar 1950 wurde Herr Franz Schubert zum Vorsitzenden gewählt. Zusammen mit
						dem neuen Kreisfachberater, Herr Martin Ledwa, begann auf dem Gebiet des
						Obstbaues eine Aufwärtsentwicklung, nicht nur im Verein, sondern im
						ganzen Landkreis Alzenau.
						
						In
						dieser Zeit wurde auch die 0bstanlage auf dem Rupprich geschaffen, die in
						Zusammenarbeit mit der
						
						Fachberatung
						0bst- und Gartenbau, als Lehr- und Versuchsanlage, weit über die Grenzen des
						Landkreises hinaus bekannt wurde.
						
						Zahlreiche
						Schnittkurse wurden unter fachlicher Führung abgehalten, Düngungs- und
						Pflanzenschutzversuche demonstrierten die Notwendigkeit dieser Pflegemaßnahmen.
						Besonders die bäuerliche Jugend proftierte von dieser Bildungsstätte, und
						konnte viele Erkenntnisse in ihren Betrieben übernehmen. Aus Spenden der
						Rupprichkursisten und der Bevölkerung von Alzenau konnte die Antoniusgrotte
						gebaut werden.
						
						Fachliche
						Exkursionen führten die 0bstbaufreunde nach Holland, Italien und in die
						Schweiz, um dort den neuzeitlichen Obstbau zu studieren. 
						
						Ein zu
						dieser Zeit einmaliges Ereignis war das Apfelschmecken in Alzenau, das eindeutig die Qualität des heimischen 0bstes
						bestätigte. Viel zu schnell ging aber auch diese Blütezeit
						vorüber. Mit dem industriellen Aufschwung ließ das Interesse der Bevölkerung am
						0bstbau sehr stark nach, denn sie hatten eine bessere Einnahmequelle
						gefunden. Die herkömmlichen Hochstämme zeigten sich bei den Pflegemaßnahmen und
						bei der Ernte viel zu arbeitsaufwendig. In Massen überschwemmte ausländisches
						Obst den deutschen Markt. Diese schwierige Situation überstanden nur die
						wenigen Betriebe, die sich auf modernen Obstbau umgestellt hatten.
						
						Auch
						das Programm des Vereins hatte sich geändert. Aus dem Obstbauverein wurde ein
						Obst- und Gartenbauverein, der seinen Mitgliedern nun auch Ratschläge in allen
						Garten betreffenden Frage übermittelte.
						
						Vorstand
						Franz Schubert organisierte Fahrten und Vereinsfeiern. Auch der Josefstag wurde
						zum festen
						
						Bestandteil
						des Vereinsgeschehens. Erst eine längere Erkrankung des Vorsitzenden ließ die
						lebhafte Vereinstätigkeit nachlassen.
						
						Am 8.
						Dezember 1968 übernahm Alois Schächtele den Vorsitz. Eine Wahl war erforderlich
						geworden, nachdem Franz Schubert sein Amt aus gesundheitlichen Gründen zur
						Verfügung stellte. In Würdigung seiner Verdienste wurde er zum
						Ehrenvorsitzenden ernannt.
						
						Gartenbaumeister
						Ludwig Heilmann wurde dann im November 1969 zum 1. Vorsitzenden gewählt.
						Zusammen mit Vorstandschaft und Ausschuss gelang es, nicht nur altbewährtes,
						wie die Fortsetzung der fachlichen Betreuung, sondern auch neue Impulse zu
						geben, die dem Wandel der Zeit gerecht wurden.
						
						Anlass
						zu einer großen Festveranstaltung war die Feier zum 75-jährigen Bestehen des
						Obst- und Gartenbauvereins Alzenau. Diese fand vom 31.07. - 02.08.1976 mit
						buntem Programm auf dem Platz unterhalb der Burg statt. Schirmherr war Landrat
						Roland Eller, Festpräsident Bürgermeister Friedel Ritter.
						
						Das
						Engagement und Fachwissen von Ludwig Heilmann war schnell über die Stadtgrenzen
						hinaus bekannt geworden, so kam folglich im Jahre 1970 auch der Vorsitz im
						Kreisverband des damaligen Landkreises Alzenau und ab 1977 auch
						Vorsitzender des neuen, erweiterten Kreisverbandes Aschaffenburg dazu. Diese
						Aufgabe führte er bis zum Jahre 1989 und wurde dann zum Dank für seine
						Verdienste zum Ehrenvorsitzenden des Kreisverbandes ernannt.
						
						Die
						bewährte Vereinsarbeit wurde in den darauffolgenden Jahren fortgesetzt. Hinzu
						kam im Oktober 1978 die Einführung eins Erntedankfests, verbunden mit einer
						sehenswerten 0bst und Gemüseausstellung die den Dank für eine gute Ernte
						zum Ausdruck bringen sollte. Leider konnte nach einigen Jahren diese Feier
						wegen des doch enormen Arbeitsaufwandes nicht mehr durchgeführt
						werden. Man beschränkte sich in Zukunft als Erntedank auf das
						Schmücken der Pfarrkirche am Erntedanktaq.
						
						Ein
						nachahmenswertes Beispiel war auch die Aufstellung von 7 Ruhebänken im Bereich "Boden"
						zwischen Alzenau und Kälberau durch den Verein.
						
						Bei all
						dem vielfältigen Vereinsgeschehen wurde ein Wunsch insbesondere des 1.
						Vorsitzenden nicht aus den Augen verloren und zwar das Anlegen eines
						Kräutergartens"
						
						Sinn
						und Zweck sollte es sein eine Vielzahl von Heil- und Gewürzkräutern
						anzupflanzen um den Mitgliedern und Gartenfreunden Information über die
						Heilwirkung dieser oft schon vergessenen Kräuter zu geben.
						
						Mit ein
						Grund war auch, dass viele Menschen heute gesundheitsbewusster geworden sind
						und mehr noch als vor Jahren den heilenden Kräften der Natur vertrauen.
						
						Der
						Realisierung dieser Aufgabe ging zunächst eine vergebliche Suche nach einem
						dafür geeigneten Grundstück voraus. Erst durch das Entgegenkommen des Ehrenbürgers
						der Stadt Alzenau Otto Staab welcher uns eine Fläche in der
						"Breiten Wiese" pachtweise überließ, konnte aus dem Wunsch
						Wirklichkeit werden.
						
						In
						vielen freiwilligen Arbeitsstunden wurde nun aus dem Wiesengrundstück ein
						Garten mit Kräuterbeeten, eine Blumenwiese und einem kleinen Gartenhaus. Nach
						entsprechender Bepflanzung der einzelnen Beete und Einzäunung des Geländes
						wurde dann an Maria Himmelfahrt des Jahres 1989 die Anlage, verbunden mit einem kleinen Fest eingeweiht.
						
						In der
						Jahreshauptversammlung 1993 legte dann der 1.Vorsitzende Ludwig Heilmann nach
						23 Jahren vorbildlicher Vereinsführung sein Amt aus gesundheitlichen Gründen
						nieder.
						
						Für
						seine besonderen Verdienste wurde er einstimmig zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
						
						Sein
						Nachfolger wurde Hermann Huth, der aber dann aus familiären Erwägungen dieses
						Amt nur wenige Monate bekleidete. Der Vereinsvorsitz wurde vom 2. Vorsitzenden
						Hans Schneider übernommen und vorbildlich weitergeführt.
						
						Die nun
						folgenden Jahre brachten jetzt neben der herkömmlichen Vereinsarbeit
						zusätzliche Pflegearbeiten im neuen Kräutergarten. So ist zum Beispiel das
						Kräutergartenfest, das nun jedes Jahr im August gefeiert wird, längst zu einem
						Mittelpunkt geworden das von vielen Gartenfreunden gerne besucht wird. Dieses
						gilt ebenso für den "Tag der offenen Gartentür" der zur Information
						über allgemeine Gartenfragen einlädt.
						
						Zu
						erwähnen wäre noch der Besuch von Schulklassen und Kindergartengruppen welche
						die Blütenpracht der Kräuter bestaunen oder auch bei der Aktion "Kinder
						pflanzen Blumen" mitmachen.
						
						Die
						Jahreshauptversammlung im März 1997 brachte dann endlich die schon lange
						gewünschte und verjüngte Vereinsführung. Gewählt wurde Hans Schneider, jetzt
						zum 1. Vorsitzenden, zur Seite Herbert Sittinger sowie weitere jüngere Kräfte
						die nun als sogenanntes Führungsteam fungieren. Die neue Führungsmannschaft
						konnte nun die vielfältigen Vereinsaufgaben besser bewältigen und das war auch
						dringend notwendig, denn der Verein war inzwischen auf über 300 Mitglieder
						angewachsen.
						
						Neben
						der Fortführung der Winter- und Sommerschnittkurse wurden jetzt auch
						Fachvorträge über Gesundheit und Ernährung angeboten.
						
						Auch
						wurden wieder Lehr und Ausflugsfahrten zu besonderen Anlässen und
						Sehenswürdigkeiten organisiert und durchgeführt. Die fachliche Beratung und
						Information werden weiterhin vom Ehrenvorsitzenden Ludwig Heilmann übernommen.
						Stets prägen die Schwerpunktprogramme des Bayrischen Landesverbandes wie zum
						Beispiel der "Garten als Lebensraum" oder "Gärtnern im Einklang
						mit der Natur " die jährlichen Vortragsreihen.
						
						Dies
						bedeutet, dass mehr noch als vor Jahren die Vereinsmitglieder dazu angehalten
						werden, ihre Gärten naturgemäß zu pflegen, das heißt umweltschonenden
						Pflanzenschutz und bedarfsgerechte Düngung der Gartengewächse zu betreiben. Aus
						Sorge um den Erhalt alter 0bstsorten hat der 0bst- und Gartenbauverein noch
						eine weitere Aufgabe übernommen, er betreut nämlich eine städtische
						Streuobstwiese in der Flurabteilung "Prischoß" mit 96 Stück
						0bstbäumen. Inzwischen werden hier jetzt auch Schnittkurse abgehalten
						
						Hoffen
						wir nun, dass die guten Ansätze im Vereinsgeschehen auch weiterhin Früchte
						erbringen, die allen Gartenfreunden zugutekommen.
						
						Ludwig Heilmann
Vereinschronik ab 2001